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- Veröffentlicht: 30. Dezember 2020
Quellenangabe: Taunus Zeitung vom 30.12.2020, Seite 15, Ester Fuchs
Brokatlitzen, Perlen und Samt glitzern durch die Lamellen der Fenster in der Klosterstraße 6. Ein neugieriger Blick durch die Glasfront gibt den Blick frei auf geschäftiges Treiben. Vor einigen Wochen hat das Atelier des Burgvereins eine neue Heimat gefunden. Mitten in der Innenstadt. Einen Steinwurf von der Burg entfernt. Inga Ernst und ihre Mitstreiterinnen Dagmar Reuter, Stefanie Reul und Gudrun Fabig sind froh, alle Kisten, Kleider, Perücken und Stoffballen einsortiert zu haben. Die Regale sind gefüllt mit allerlei Nähwaren. Auf rund 100 Quadratmetern hat sich das rührige Quartett einen kleinen Nähtempel geschaffen.
Der neue Mietvertrag geht auf alte Näherinnen-Kontakte zurück. Vermieterin Margarete Stephan kennt Inga Ernst aus den Anfängen der Nähstube. Vor ungefähr einem Jahr kam das Angebot. Und das Burgpräsidium um Vereinsvorsitzende Birgit Becker packte die Gelegenheit beim Schopf. Hell, freundlich, zentral und sogar mit einer eigenen Küchenzeile lässt es sich künftig gut arbeiten. "Wir sind erleichtert, dass jetzt alles umgeräumt ist. Da war schon einiges zu tun", erinnert sich Nähstubenleiterin Inga Ernst. Weniger freudig stimmt die Damen jedoch, dass sie nicht wie gewohnt beherzt nähen, sticken oder flicken können.
Im Corona-Jahr fielen alle Festivitäten, so auch das Burgfest aus. Am letzten Oktoberwochenende und bis in die erste Novemberwoche hinein erfolgte der Umzug von der langjährigen Wirkstätte am "Zauberberg" in Ruppertshain nach Königstein in die zentrale Lage.Am rechteckigen Nähtisch, auf dem drei Nähmaschinen und eine Kettelmaschine stehen, saßen Inga Ernst und ihre Kolleginnen im November oft, auch wenn das Kleid des Burgfräuleins seit langem fertig war. Zu sehr kitzelte es in den Fingern. Und man versuchte, die Vereinskasse aufzubessern. Masken, Nikolausstiefel, kleine Weihnachtsbeutel für den Adventskalender oder für Geldpräsente entstanden.
Was sie sonst noch gemacht haben, kaum dass der Maschinentisch aufgebaut und die Nähmaschinen an der Steckdose waren: Reparaturen an den Kostümen. "Reißverschlüsse, Druckknöpfe, Säume. Alles wurde nachgearbeitet", so Ernst. Die Näherinnen sortierten die Kostüme im Anschluss nach Geschlecht der potenziellen Träger, Größe und Epoche. Die Kurzwaren haben die vier Frauen in gewohnter Nähe zum Arbeitsplatz angeordnet. Da sitzt prompt jeder Griff.
"Uns fehlt aber das Leben in der Nähstube", bedauert Stefanie Reul. Sie denkt nicht nur an die Näharbeiten, sondern meint auch "die netten Gespräche und vor allem die Anproben vor dem Burgfest. Die sind immer besonders lustig." Und Gudrun Fabig schwärmt: "Wie viele nette Stunden da schon zusammengekommen sind. Das ist immer einzigartig." Mit jeder Faser und jeder Naht und Litze fiebern die Damen jetzt dem neuen Jahr entgegen. Die Hoffnung ist, dass 2021 wieder das Burgfest gefeiert werden darf. Esther Fuchs
Königstein - Ein bewegtes Jahr liegt hinter dem Burgverein. Präsidentin Birgit Becker zieht Bilanz und erinnert als erstes an den verstorbenen Alexander Freiherr von Bethmann: "Bis zuletzt hat er die Arbeit des Präsidiums bereichert." Sein Nachfolger als Schatzmeister ist Franz Lingner. Auf das 70. Königsteiner Burgfest und das Burgfest-Buch mussten Verein, Fans und Besucher wegen der Corona-Pandemie verzichten. Der stimmungsvolle Königsteiner Weihnachtsmarkt konnte ebenfalls nicht stattfinden. Damit fiel für den Verein eine weitere Gelegenheit aus, Mitglieder und Freunde zu treffen.
"Was uns für das neue Jahr erwartet, wissen wir nicht. Wegen der Unsicherheit im Hinblick auf die Corona-Situation haben wir uns leider dazu entschließen müssen, den Neujahrsempfang 2021 im Haus der Begegnung nicht zu veranstalten. Das Präsidium bedauert dies sehr und plant daher, den Neujahrsempfang in das Frühjahr zu verlegen", so Becker weiter. Ob das möglich sein werde, könne das Präsidium zwar noch nicht einschätzen. "Trotzdem werden wir in den nächsten Wochen bereits mit ersten Vorbereitungen beginnen. Jedenfalls wünschen wir uns sehr, dass es wieder die Möglichkeit geben wird, denn die Treffen mit den Mitgliedern und Freunden des Burgvereins haben wir im vergangenen Jahr sehr vermisst." Derzeit vorgesehener Termin für das Burgfest 2021 ist von Freitag, 3., bis Sonntag, 5. September. red